Greenjolly: die Winter-Reggae-Band

Greenjolly, das sind zwei Jungs aus Iwano-Frankiwsk, einer Stadt im Westen der Ukraine: Roman Kalyn (Baß) und Roman Kostjuk (Gitarre). Zu ihnen stieß neuerdings noch Andrij Pissezkyj mit seinem Saxophon.

Die Band ging 1997 aus dem Reggae-Projekt Nema Marli hervor. Eines der letzten Stücke der ehemaligen Band hieß „Gryndscholy“ - ein Dialektwort der Karpaten-Volksgruppe der Huzulen; es bedeutet soviel wie kleiner Holzschlitten. Das Lied wurde der Namensgeber für die neue Band - und das besondere ist, daß man es prima auch auf Englisch aussprechen kann: Green Jolly.

Anders als Nema Marli, die ganz klassischen Reggae gespielt hatten, wollten die beiden Romans kommerziellere Musik, eine Art Tanz-Reggae spielen. Und das Sujet war anders: singt „normaler Reggae“ von Sonne, Sand, Palmen und Meer, so besingt Greenjolly Schnee, Berge, Weihnachtsbäume und Schlittenfahrten — der Winter-Reggae war geboren!

In den 90er Jahren nahmen Greenjolly an mehreren Festivals und Wettbewerben teil. Sie landeten zwar auf vorderen Plätzen, aber nie ganz oben.

 

Es begann eine Zeit des Experimentierens: eine Phase der Rock-Balladen, eine Phase mit akustischer Musik, wobei Gitarre, Gamben und Tambourine zum Einsatz kamen. Mit diesem Programm zogen sie einige Zeit durch die westukrainischen Klubs.

In den letzten beiden Jahren produzierten Greenjolly für sich selbst keine neuen Stücke mehr; sie unterstützten andere Gruppen aus ihrer Region mit Arrangements und arbeiteten im Aufnahmestudio. Das Projekt war eingeschlafen; die musikalische Routine war zwar vorhanden, sie schien nur auf die zündene Idee zu warten.

Am zweiten Tag der Proteste gegen die Wahlfälschungen in der Ukraine traten Greenjolly in ihrer Heimatstadt Iwano-Frankiwsk auf und spielten ihre alten Stücke. Unterbrochen wurden sie ständig von den Rufen der Massen, wie sie zu der Zeit im ganzen Land zu hören waren: „Keine Lügen!“ — „Juchtschenko — ja!“ Am nächsten Tag setzten die beiden sich zusammen und schrieben in nur vier Stunden „Rasom nas bahato“ auf Basis der Protest-Parolen. Morgens geschrieben, nachmittags auf der nächsten Demo — am 23. November — uraufgeführt — in wenigen Tagen wurde es zur Hymne der Orangenen Revolution.

Siehe auch den Wikipedia-Artikel über Greenjolly